Im unteren Aggertal blühte einst der Metallerz-Bergbau. Bereits von
den Römern wurden nachweislich Blei- und Kupfererze auf den zahlreichen
Gangvorkommen abgebaut und zu Metall verarbeitet. Die letzte Blütezeit
setzte Mitte des 19. Jahrhunderts ein und endete 1978 mit der Stillegung
der Erzgrube Lüderich bei Untereschbach. Abgebaut wurden zuletzt
hauptsächlich Zinkblende und Bleiglanz.
Im Aggertal finden sich um Wahlscheid herum Überreste zahlreicher Bergwerke
und mittelalterliche Verhüttungsanlagen. So konnten in unmittelbarer
Nähe einer Schlackenhalde (gelegen im Kuhfeld, rechter Abhang des Aggertals
bei Wahlscheid) hellgelbe Wandscherben einer Amphore
(Flüssigkeitsgefäß) mit rotbrauner Bemalung aufgefunden werden.
Es handelt sich hierbei um sogenannte Pingsdorfer Ware aus dem 10. bis 12.
Jahrhundert. Sie belegen, dass im Aggertal bereits im Mittelalter aus Erz
Metall gewonnen wurde. Ein vergleichbar hohes Alter dürfte auch der
Erzabbau aufweisen. Im Wenigerbachtal konnte ein in Handarbeit mit Schlägel
und Eisen aufgefahrener Stollen aus dem 16. Jahrhundert freigelegt werden,
der zur Wasserableitung der Kupfererzgrube Walpot gedient haben dürfte.
Südlich von Wahlscheid befindet sich im Kirchbachsiefen die Grube Pilot,
deren letzte Betriebsperiode 1918 endete.
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Tagesanlagen Grube Pilot 1914 |
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Straßenschild Grube Pilot |
Produziert wurden Blei-, Zink-, Kupfererze und Schwefelkies. Auch heute noch
finden sich im Kirchbachsiefen Zeugnisse dieser Aktivitäten: Abraumhalden,
Stollenmundlöcher und Überreste ehemaliger Betriebsanlagen. Viele
Wahlscheider waren dort einst als Bergarbeiter tätig.
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Stollenmundloch Grube Pilot 2003 |
Vor einigen Jahren konnte durch den VVW ein alter Stollen trocken gelegt
werden, der am rechten Abhang des Kirchbachsiefen angesetzt war. Er diente
vermutlich zum Aufschluß von Erzgängen im Berg unter dem alten
Ort Wahlscheid.
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Erzgänge der Grube Pilot auf der Bensberger
Lagerstättenkarte von 1882 |
Der VVW möchte die Erinnerung und die Zeugnisse dieses einstigen
Industriezweiges aufrecht erhalten und beabsichtigt einen Stollen der Grube
Pilot zu öffnen, um ihn für die Öffentlichkeit zugänglich
zu machen. Hierfür erhielt der Verein die Unterstützung durch die
Stadt Lohmar. In der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport, Familie,
Soziales, Ausländer und Partnerschaften am 27. November 2000 wurde
beschlossen, dass der Stollen der Grube durch den VVW geöffnet werden
soll.
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Erster Spatenstich zur Freilegung des Stollen-
mundloches der Grube Pilot
am 24. April 2003 |
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Einbringen der Stützkonstruktion
aus Holz auf Anweisung des Grubensteigers Moritz |
Für das Vorhaben wurde die Genehmigung beim Bergamt Düren eingeholt,
beim Grundstückseigentümer sowie anderer Behörden und
Institutionen. Als verantwortliche Aufsichtsperson für die
Öffnungsaktion wurde beim Bergamt der Grubensteiger Horst Moritz benannt.
Der erste Spatenstich zur Freilegung des Stollen erfolgte am 24. April 2003.
Viele Helfer fanden sich an diesem und den darauffolgenden Tagen am Mundloch
zur Mithilfe ein. Für die Freilegung des Stollen packten alle kräftig
an. Nach Anweisung des Grubensteigers Moritz aus dem Siegerland wurde ein
Stützkonstruktion aus Holz eingebracht, um die Sicherheit gegen Einsturz
der Grabenwände zu gewährleisten. Alle packten kräftig. An
dieser Stelle nochmals an alle herzlichen Dank, die das Vorhaben des VVW
tatkräftig unterstützten!
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VVW-Wanderung zum ehem. Bergwerk
Grubenkittel an der Agger |
Weitere Aktivitäten des VVW zum Bergbau in der Vergangenheit waren:
Wanderungen und Exkursionen zu ehemaligen Bergwerksanlagen der Umgebung,
zur Zeche Zollverein in Essen, Vorträge, Ausstellungen und
Veröffentlichungen zum Thema Bergbau. Im Internet unter www.wahlscheid.de
finden Sie weitere aktuelle Informationen des VVW zum Thema Metallerz-Bergbau
im Aggertal.
Ansprechpartner ist Dr. Albert Seemann
Telefon: 02206 869387 |